Durch die Talsperren ist Wuppertal inzwischen bis zum 100-jährlichen Hochwasser geschützt. Anders ist dies bei den Nebengewässern, die in Richtung Stadtzentrum zumeist verrohrt in das Kanalnetz integriert sind. Dort drohen Überflutungen vor allem im Verlauf von extremen Starkregenereignissen, die wegen des Klimawandels in Häufigkeit und Intensität zunehmen sollen. Sie können sich bei starkem Gelände- und Straßengefälle, wie es für Wuppertal typisch ist, zu reißenden Sturzfluten entwickeln.
Als Ziele werden verfolgt:
• Verbesserung des Schutzes der Bevölkerung und überflutungsgefährdeter kritischer Infrastruktur vor Sturzflut und Hochwasser trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen
• Information der Bevölkerung und anderer an der Planung zu beteiligenden Entscheidungsträgern zum Schutz vor Hochwasser- und Überflutungsgefahren und zur Sensibilisierung für das Thema
• Aktivierung von Einsparpotenzialen bei der effizienten Anpassung der Stadtentwässerung im Bereich des Hochwasser- und Überflutungsschutzes durch innovative Ansätze und Methoden in der Planungsphase.
Folgende Strategien und Maßnahmen zur Reduzierung des Überflutungsrisikos wurden erarbeitet und sind in der Umsetzung:
• Übertragung des Paradigmenwechsels (Risikomanagement statt Sicherheitsversprechen) aus der Hochwasserrisiko-Management-Richtlinie auf den kommunalen Überflutungsschutz,
• F&E-Vorhaben KIBEX: Ermittlung überflutungsgefährdeter Mulden durch Analyse von Fernerkundungsdaten, Schadenspotenzialbewertung durch Verschneidung mit Daten zu verletzlicher Infrastruktur (z.B. Schulen, Krankenhäuser, Stromversorgung). Aus diesen Ergebnissen können Maßnahmen im Rahmen des vorsorgenden Bevölkerungsschutzes abgeleitet und die Prioritäten bei der Fortschreibung der Generalentwässerungspläne (GEP) neu festgelegt werden.
• Abgestufte Überflutungsprüfung im Rahmen der GEP-Fortschreibung: Da in Wuppertal die Regenwassernetze i.d.R. in verrohrte Gewässer münden, wird das Überflutungspotenzial durch Sturzfluten in diesen Gewässern mittels Kopplung urban- und gewässerhydrologischer Modelle gemeinsam mit dem der Kanalnetze untersucht. Nach üblicher Überstauermittlung wird der Verbleib des überstauenden Wassers mittels Grobanalyse der Fließwege auf der Oberfläche überprüft. Bei schwierigen örtlichen Gegebenheiten, großen Überstaumengen und hohem Schadenspotenzial werden die Fließwege und Überflutungsbereiche in Wuppertal mit dem hydrodynamischen Oberflächenabflussmodell GeoCPM (tandler.com) ermittelt, ggf. gekoppelt mit dem hydrodynamischen Kanalnetz-Berechnungsmodell DYNA (tandler.com/Pecher Software). Im Falle nachgewiesener Gefährdung wird Kontakt mit den Betroffenen aufgenommen, die Gefährdungslage erläutert und über mögliche (öffentliche und private) Schutzmaßnahmen beraten. Die Gespräche werden protokolliert.
• F&E-Vorhaben SUDPLAN: In diesem Projekt entsteht ein Werkzeug, mit dem ein Planer den Oberflächenabfluss im Verlauf eines Starkregenereignisses mit den in Wuppertal eingesetzten Modellen simulieren kann. Dabei kann er den Einfluss des Klimawandels auf die Häufigkeit und Intensität zukünftiger Regenfälle berücksichtigen, hierfür stellt SUDPLAN spezielle Web-Dienste bereit. Darüber hinaus kann der Planer auch lokale Baumaßnahmen, mit denen Überflutungsrisiken reduziert werden, in seine Planspiele einführen, z.B. das Anheben von Bordsteinen. SUDPLAN umfasst fortgeschrittene Visualisierungsmöglichkeiten, mit denen die Wirksamkeit solcher Maßnahmen eindrucksvoll dargestellt werden kann. Dies schafft eine gute Grundlage für den Abstimmungsprozess mit anderen Entscheidungsträgern und die Beratung der betroffenen Eigentümer.
• Konzept zur Öffentlichkeitsarbeit: Zum Umgang mit Informationen über Hochwasser- und überflutungsgefährdete Bereiche kooperiert die Stadt Wuppertal mit dem Wupperverband und den Wuppertaler Stadtwerken. Die Öffentlichkeit wird mit Flyern und Broschüren, über Beiträge in Presse, Rundfunk und Fernsehen sowie durch persönliche Beratung bereits seit 2009 informiert und sensibilisiert. Ab 2012 sollen im Internet vertiefte und regelmäßig aktualisierte Informationen angeboten werden. Der erste Flyer liegt im Entwurf vor. Er informiert und enthält eine Checkliste, die eine erste Einschätzung möglicher Maßnahmen zur Sicherung gegen Rückstau, zum Schutz vor Oberflächenabfluss, zum Hochwasserschutz und zum Versicherungsschutz ermöglicht.
Eckdaten zur Maßnahme
Maßnahmenträger
Wupperverband; Wuppertaler Stadtwerke; United Nations University Bonn; Potsdam Institut für Klimaforschung; Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt; Swedish Meteorological and Hydrological Institute; TU Graz; AIT Austrian Institute of Technology; Stockholms och Uppsala läns Luftvårdsförbund; cismet GmbH; German Research Center for Artificial Intelligence GmbH; cenia - Tschechische Agentur für Umweltinformationen; tandler.com; IB Pecher; IB Beck
Dauer und Finanzierung
Dauer
temporärer Personaleinsatz (1-2 Personen)
Beim F&E-Vorhaben KIBEX erhält die Stadt Wuppertal aus Projektmitteln eine Aufwandsentschädigung für den Personaleinsatz. Beim F&E-Vorhaben SUDPLAN wird der Eigenleistungsanteil aus dem Gebührenhaushalt finanziert, da mit dieser Maßnahme Einsparpotentiale bei der Stadtentwässerung aktiviert werden
Weiterführende Links
Beteiligung
Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?
Stadtverwaltung; Wupperverband; Wuppertaler Stadtwerke; Aufsichtsbehörden; Feuerwehr; Betroffene Institutionen und Bürger
Welche Formen der Beteiligung fanden statt?
Erfolge
Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?
Die Bereitschaft aller Akteure, sich mit innovativen Ansätzen, unkonventionelle Alternativen und komplexeren Methoden zu beschäftigen, ist größer geworden. Die Motivation und Kreativität der beauftragten Ingenieurbüros nach kostengünstigen, nachhaltigen, oft dezentralen und planungsaufwändigeren Alternativen zu suchen, konnte durch angemessene finanzielle Anreize gesteigert werden
Ansprechperson
Ort der Umsetzung
Wuppertal Städte